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Operation Folter  

PHOTOGRAPHIE Karsten Schöne

Die Kämpfe in Afghanistan werden immer brutaler.
Amerikanische und einheimische Soldaten quälen und prügeln bei Verhören.

 

 
Am Ende dieser Geschichte werden mehrere Männer Verbrechen begangen haben. Hohe Offiziere zweier Armeen werden Ermittlungen veranlassen. Dieser Bericht beschreibt, wie es dazu kam.

Dieser Krieg stinkt nach Kot. Er stinkt nach Schweiß. Wer so nah an ihn heranmuss wie die Männer des 82. US-Fallschirm-Infantrieregiments, dem stopft er die Kehle mit Dreck. Tief sinken ihre Stiefel in ihm ein, tief verschwindet ihre Haut unter seiner Kruste. Die Hitze der afghanischen Wüste brennt auf die Amerikaner. In den Nachtstunden haben sie das Dorf Niazollah umstellt, mit gepanzerten Jeeps an allen Ausfallwegen, Maschinengewehren auf den Hügeln. Jetzt schwärmen sie beim ersten Tageslicht in die Gassen der Lehmsiedlung aus. Die 27 US-Soldaten haben seit zwei Nächten kaum geschlafen, seit zwei Wochen konnten sie sich nicht waschen. Ihre Kleidung klebt, ihre Augen sind von Staub gerötet, auf offenem Feld verrichten sie ihre Notdurft. Überall, wo sie länger Halt machen, verbreitet sich der Geruch ihrer Exkremente. 30 Monate Irak während der letzten dreieinhalb Jahre liegen bereits hinter ihnen. Die Stimmung der Männer ist miserabel. Montag, 11. Juni, 6.30 Uhr, 32 Celsius und steigend. Die Jagd beginnt.

Diese Reportage protokolliert einen Tag des Afghanistan-Konfliktes. 24 Stunden eines Kampfes, der von der Welt fast unbemerkt im Hindukusch ausgetragen wird. 48 000 westliche Soldaten versuchen das Land unter ihre Kontrolle zu bringen. Vergeblich seit sechs Jahren. Die Taliban erstarken in ihren alten Hochburgen des Südens und Südostens und liefern den Truppen des Westens die heftigsten Kämpfe seit der Invasion. Die Gotteskrieger koordinieren mittlerweile ihre Angriffe besser und verfügen über effektivere Waffensysteme als noch vor vier Jahren. Längst demonstrieren sie im Süden neues Selbstbewusstsein. Die Stimmung in vielen Provinzen schlug gegen die Truppen der internationalen Gemeinschaft um, zu viel wurde versprochen, zu wenig gehalten. Die Zahl der Selbstmordanschläge stieg von vier im Jahr 2004 auf 140 im Jahr 2006. Der bisher blutigste von ihnen ereignete sich vorvergangenen Sonntag, als in Kabul 35 afghanische Polizeiausbilder starben. Der Frieden, einst am Hindukusch zum Greifen nah, ist jetzt wieder in weiter Ferne.

Die Nervosität ist groß an diesem Morgen. Bevor sie ein Dorf in dieser Region Afghanistans betreten, wissen die Fallschirmspringer nie, auf welchen Widerstand sie treffen. „Du hast einen hysterischen Charakter“, mault der Unteroffizier im gepanzerten Humvee den Maschinengewehrschützen an. Der richtet seinen Lauf auf die langsam über den Horizont steigende Sonne. In den Straßen von Niazollah ist noch kein Einwohner zu sehen. „Bullshit“, sagt der Maschinengewehrschütze. „Nein, das ist ein echtes Problem von dir“, beharrt sein Chef. „Du reagierst immer so panisch.“ Zwei Spitzel des afghanischen Geheimdienstes haben gestern auf dem Handy der US-Einheit angerufen und gemeldet, dass acht bewaffnete Motorradfahrer aus den Bergen in das Dorf gekommen sind. Der Taliban-Kommandeur der Provinz Ghazni, Mullah Sharif Ohamed, sei darunter und vermutlich sein gesamter Führungsstab. Haus für Haus soll nach ihnen durchsucht werden. Zu oft stochern die US-Fallschirmjäger aus North Carolina ziellos im Staub, als dass sie sich jetzt diese Gelegenheit entgehen lassen wollen.

„Fuck!“ ruft der Maschinengewehrschütze in den Bordfunk. „Seht Ihr da im Flussbett! Ein Typ in schwarzen Klamotten. Warum schwingt beim Laufen sein linker Arm nicht mit? Hat der da eine Waffe?“ Zehn Minuten später feuert ein US-Soldat eines anderen Humvee einen Warnschuss ab, als ein Motorradfahrer fliehen will. Unten im Tal schießen afghanische Polizisten auf ein zweites Motorrad. Der Fahrer durchbricht ihren Checkpoint. Immer Funksprüche krächzen in den Humvees. Wenn sich gegen Ende des Tages die Sonne wieder dem Horizont zuneigt, steigert sich der Funkverkehr zu einem wilden Stakkato aus Rufen und Schreien.

Zum wiederholten Mal versuchen die US-Kräfte im Distrikt Andar/ Provinz Ghazni, vier Autostunden von Kabul entfernt, die Taliban zu besiegen. Immer wieder sind die Rebellen in der Vergangenheit in das Paschtunen-Gebiet zurückgekehrt. Viele der wichtigsten Kommandeure der Gotteskrieger stammen von dort. Hier besitzen sie ihre Häuser und leben ihre Familien. 1200 amerikanische und 1800 afghanische Soldaten haben an den Distriktsgrenzen Posten bezogen und dringen jetzt langsam in das Gebiet ein. Dorf für Dorf. Die Führung der Operation „Maiwand“ liegt zum ersten Mal in diesem Krieg bei der Afghan National Army (ANA). Ein bunt zusammen gewürfelter Haufen an Armee, den es erst seit fünf Jahren gibt. Die US-Einheiten dienen offiziell nur ihrer Unterstützung. Bisher sind die Resultate des Feldzuges bescheiden, da der Provinzgoverneur ihn zwei Wochen vor Beginn im Fernsehen bekannt gegeben hat. Die meisten Taliban sind längst in Nachbarregionen ausgewichen. Ein Erfolg heute wäre für die Bilanz um so wichtiger.

Als Sergeant James Hill im Morgengrauen aus seinem Humvee steigt, entspannt sich die zurückbleibende Besatzung fast im selben Moment. Wie jedes Mal. Hill ist ein sehr ernsthafter Mann, hoch gewachsen, wortkarg, er macht keine Witze, er albert nicht herum, ist fast das genaue Gegenteil dessen, was die GIs sonst an ihren Truppenführern schätzen. Ein verschlossener Mensch, der kurze, knappe Antworten gibt. Hill leitet von amerikanischer Seite die Durchsuchung von Niazollah. Die Gesamtführung überlässt er den Offizieren der 90 afghanischen Sicherheitskräfte – so will es das Drehbuch der US-Generalität. Die Operation „Maiwand“ soll für die ANA ein Training sein, um später einmal ganz die Verteidigung der Kabuler Regierung zu übernehmen. „Was schlägt der Kommandant vor?“, fragt Hill immerfort den Übersetzer. „Was sollen wir tun?“ Sie sollen ein Haus am Ortsrand durchsuchen. Um mal einen Anfang zu machen, sagt der afghanische Platoon-Führer Pacha Mair. Sie sollen ans Blechtor klopfen. Es dauert lange, bis sich die Tür öffnet, zu lange für den Geschmack von Pacha Mair. Er hat von den Amerikanern eine neue Uniform bekommen, eine Baseballmütze, einen neuen Jeep und bittet zweimal täglich bei ihnen um Fertiggerichte. Chicken Jambalaya. Hamburger. Beef mit Zwiebeln und Kartoffelbrei. Ohne die würden seine Leute Hunger leiden. Die Regierung in Kabul kümmert sich kaum um die Soldaten. Immer noch bezieht sie selbst so gut wie keine Steuern.

„Was sollen wir tun?“, fragt Sergeant Hill ein weiteres Mal, als sie im Haus den einzigen erwachsenen männlichen Bewohner gefunden haben. Er hat die Hände über dem Kopf verschränkt, kniet vor der Hofmauer. Der Mann im weißen Tuch, mit schwarzem Bart, hat Angst, verstrickt sich in Widersprüche. Er sei der Bruder der Frau, die hier wohne. Die Frau indes behauptet, er sei ihr Mann. Pacha Mair schreit ihn an, reißt ihm das Hemd von der Brust. „Was sollen wir tun?“, fragt Hill. So viel Englisch versteht Kommandeur Mair. „Ein Lügner“, sagt er zu Hill. „Der sagt nicht die Wahrheit.“ Vom Haus beobachtet der 12-jährige Sohn des Gefangenen, wie Mair ihm die Hände auf dem Rücken fesselt. Wie er ihn auf den Boden zwingt, das linke Bein mit einem Spanngurt umschlingt. „Was sagt der Mann?“, fragt Hill, der im Hintergrund mit seiner Waffe sichert. „Was sollen wir tun?“

Pacha Mair bindet den Familienvater mit seiner Fußfessel an die Rückseite seines Militärjeeps. Wenn er jetzt nicht die Wahrheit sage, werde man losfahren. Eine Todesdrohung. Nach nur wenigen Metern würde diese Prozedur den Mann das Leben kosten. Der afghanische Kommandant bedeutet Hill, sich ans Steuer zusetzen, den Motor zu starten. Hill zögert kurz, der Kommandant wiederholt seinen Wunsch, Hill setzt sich auf den Fahrersitz, zögert wieder und dreht schließlich den Schlüssel im Zündschloss um. Endlose zwei Minuten lässt er den Motor laufen.

Es kann schnell gehen im Krieg. Dass sich Gut und Böse verkehren. James Hill, eben noch durch alle internationale Konventionen gedeckt, Kämpfer gegen den Terrorismus, ist plötzlich nach internationalem Recht ein Straftäter. Er hat eine Scheinexekution vorgenommen. Er foltert. Ausdrücklich auch durch die US-Regierung verboten. „Es klappt manchmal“, rechtfertigt er anschließend das Vorgehen. Sergeant Hill ist ganz unbekümmert, als gehöre die Foltertechnik bei Verhören zum normalen Repertoire. So normal scheint sie ihm zu sein, dass er den Fotografen Karsten Schöne den Vorgang lückenlos dokumentieren lässt. Hill sagt: „Es funktioniert. Ich weiß von einem 13-jährigen Jungen, den hat man neulich zu erschießen gedroht. Und plötzlich hat er viel Nützliches erzählt.“ Ständig wird uns auf der dreiwöchigen Reise durch den Krieg diese Frage aufgezwungen: Was wird in Afghanistan verteidigt? Die Werte des Westens? Menschenrechte? Immer wieder mussten wir sehen, wie diejenigen, die sie verteidigen sollen, sie zerstören. Der Dorfbewohner, dem eben noch gedroht wurde, das Fleisch von seinem Rücken zu raspeln, wird frei gelassen. Es lag nicht genügend gegen ihn vor. Wenn er noch kein Taliban war, ist die Chance gestiegen, dass er jetzt zu einem wird.

Es ist kurz vor zwölf Uhr, 43 Grad Celsius und steigend, noch immer ist es nicht gelungen, die verdächtigen Motorradfahrer zu finden. Das Surren der Spähdrohne „Shadow“ kreist über dem Dorf. Immer wieder recken afghanische Soldaten den Hals, doch können sie das unbemannte Flugzeug nicht entdecken. Im weit entfernten Hauptquartier der Operation „Maiwand“ sitzen US-Offiziere an großen Bildschirmen und analysieren Schwarzweißbilder von Höfen und Lehmdächern. Captain Aaron White, 29, sonst ein wahres Energiebündel, sinkt in der Mittagshitze in den Schatten einer Lehmmauer. „Ich könnte auf der Stelle einschlafen“, sagt er seinem Übersetzer. „Wenn ich müde bin, vermisse ich meine Frau am meisten. Das ist beschissen. Ausgerechnet dann.“ White döst ein bisschen, während ANA-Truppen in die Wohnungen entsetzter Familien eindringen. Die Soldaten kommen alle aus dem Norden, sind keine Paschtunen, sondern Angehörige der Stämme, die die paschtunisch dominierten Taliban schlugen. Es gelingt der Regierung bisher kaum, Paschtunen für die ANA zu rekrutieren. Für Aaron White sind sie die Armee des Landes - für die Dorfbewohner von Niazollah die der Feinde.

Die Zeitspanne, in der US-Soldaten in den Kriegen ihrer Regierung kämpfen müssen, wird vom Pentagon ständig verlängert. 15 Monate am Stück sind es jetzt (bei der Bundeswehr vier Monate). Ein Großteil der Männer ist ausgebrannt, die Scheidungsrate enorm, es gibt bei Rückkehrern in den Staaten zunehmend Drogen- und Alkoholprobleme. Die militärischen Kräfte der Amerikaner sind heftig überdehnt. Die oft unter 30-jährigen US-Soldaten haben meist drei Kriegseinsätze miterlebt. Viele haben Kameraden verloren. In vielen Humvees reisen Plastikdosen mit Psychopharmaka mit. Auf Heimaturlaub besuchen sie aus dem Dienst geschiedene Freunde in Psychiatrien. Sie erzählen in stillen Momenten in den Feldlagern davon. Nach Armee-Angaben kehren 18 Prozent aller Irak-Truppen, zwölf Prozent aller Afghanistan-Veteranen mit erheblichen psychischen Störungen zurück. Die Zahlen würden in zehn, zwanzig Jahren explodieren, fürchten Armee-Psychiater – das habe der Vietnamkrieg gezeigt.

Die Jagd geht weiter. Motorradspuren weisen aus dem Dorf hinaus in eine Schlucht hinein. Aaron White rennt ihnen hinterher, alleine, in Begleitung seines Übersetzers und acht Soldaten der ANA. Auf einer Anhöhe kommen sie unter Feuer, die Motorradfahrer schießen aus einem Bauernhof heraus. Die ANA-Männer perforieren das Lehmhaus mit Kalaschnikows. Nur kurz geht White in Deckung. So lange hat er Staub und Frust gefressen, jetzt, sagt er, möchte er es wissen. In die Kugeln läuft er fast wie befreit.

Zu Fuß nimmt er die Verfolgung auf, mit Wut rennt er in das weite Afghanistan. Er hat einen Job zu erledigen, sagt er, und er will nach Hause. Die ANA stürmt das Haus. „Vorwärts! Vorwärts!“, ruft er ihnen zu. „Wollt ihr euch die Ärsche nicht schnappen?“ Die Bewohner des eroberten Gebäudes sitzen wie benommen vor den Mauern, kleine Kinder und Frauen. Nur aus den Augenwinkeln bemerkt White ihren Schrecken, die Motorradfahrer sind geflohen – eine Staubwolke am Horizont. Er muss weiter. Steigt ein in einen der zwei Humvees, die ihn endlich im schwierigen Gelände eingeholt haben. Die anderen vier Humvees sind gescheitert. Auch im sechsten Jahr des Krieges ist die US-Army völlig ungenügend ausgestattet. Je tiefer White in die Berge vorstößt, desto mehr schrumpft seine technologische Überlegenheit. Von sechs Humvees werden am Ende des Tages vier nicht mehr funktionieren. Die Koalitionskräfte in Afghanistan haben Materialausfälle, die dem Schrottarsenal der Roten Armee in nichts nachstehen. Der Krieg zieht sich im Staub Afghanistans auch deshalb so lange hin, weil Humvees nicht fahren und Hubschrauber nicht fliegen. Der „Daily Telegraph“ vermeldet im Sommer 2007, dass die Hälfte der britischen Apache-Kampfhubschrauber nicht einsatzbereit sei.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


Die Bewohner der Dörfer, auf die der wütende Amerikaner stößt, versammeln sich auf dem höchsten Punkt ihrer Siedlungen. Als fürchteten sie eine gefährliche Flut. Männer und Kinder. Finster blicken sie White an. Die frischen Motorradspuren führen direkt an ihnen vorbei, die Abdrücke sind im Sand vor den Füssen der Versammlung zu sehen. Doch sie leugnen, dass jemand vorbeigekommen sei. „Motherfucker“, beschimpft White sie. „Ihr seid alle Taliban!“, schreit er sich heiser. Er droht ihnen mit Vergeltung. Den afghanischen Geheimdienst wird er später auffordern, das ganze Dorf zusammenzuprügeln. Im Glauben an seine Unbesiegbarkeit rast er ins Bergland, blindlings fast, mit viel zu schwachen Kräften, jederzeit in der Gefahr, in einen Hinterhalt zu geraten. Mehrere Male drohen seine Humvees in Schluchten abzustürzen, sich zwischen Lehmmauern von Ortschaften zu verkeilen. Die zwei Kampfhubschrauber, die ihm zu Hilfe eilten, drehen wegen Spritmangels ab. Die Staubwolke der Motorradfahrer, drei, vier Kilometer vor ihm, zieht ihn immer tiefer in die Klüfte der Berge hinein. Und dann hat er sie.

Eine Honda CG 124 und eine blaue Nami, Motoren noch warm. Sie stehen im Hof eines greisen, spindeldürren Mannes, dessen Oberkörper von der Wucht der Faustschläge abgeknickt wird. Der afghanische Partner von Aaron White, ein Geheimdienstmann mit dem Codenamen Kuchi, prügelt den Alten. Erst mit den Fäusten, dann mit dem Gewehrkolben. Er schlägt dem Wimmernden damit hart in den Rücken. Dumme Lügen habe er ihm aufgetischt. Zwei US-Soldaten sehen dem Schauspiel zu. Sergeant Joel Koppinger, 27, ist einer von ihnen. Seelenruhig wartet er auf Ergebnisse der „Vernehmung“. Koppinger ist von Kuchis Persönlichkeit sehr beeindruckt. „Einer der besten Afghanen, die ich kennen gelernt habe. Ein echter Charles-Bronson-Typ.“

Wir haben noch weiteren Situationen beigewohnt, bei denen afghanische Sicherheitskräfte prügelten und US-Offiziere dies duldeten. „Die Afghanen haben eine andere Kultur“, versucht Captain Brad McCoy vom Führungsstab der Operation „Maiwand“ die Gewalt pauschal zu rechtfertigen. „Wir sind nicht dazu da, ihre Kultur zu verändern.“ Die Kultur der US-Army ist jedenfalls schon verändert: Sie verroht.

Ins Netz gegangen sind Aaron White zwei junge Männer, die ihre Motorräder im Hof abgestellt hatten und sich in einem Weingarten versteckten. Umstellt von Soldaten, beginnt der eine zu weinen, der andere redet ohne Unterlass. Erst behaupten sie, sie wohnten im Dorf, dann sagen sie, sie kämen aus dem Iran. Kommander Kuchi schlägt sie nicht. Niemand schlägt sie. Zum Schluss sitzen alle Afghanen, ob verhaftet oder frei, im Schatten eines Hauses und lassen sich vom misshandelten Alten mit Tee und Bonbons bewirten. Zwei weitere Motorradspuren führen auf einem Ziegenpfad aus dem Dorf. Zwar wurde bei den Verhafteten keine Waffe gefunden. Doch das interessiert Captain White jetzt nicht. Er hat seinen Fang. „Sie haben einen Klasse-Job gemacht!“, wird ihn abends der Vorgesetzte über Funk loben. „Eine tolle Arbeit.“

Die in dieser Reportage beschriebenen Szenen riefen weltweite Empörung hervor. CNN berichtete ebenso wie die International Herald Tribune und die Prawda. Die US-Armee und die afghanische Armee leiteten Ermittlungsverfahren ein und suspendierten drei der im Bericht genannten Männer. Bislang wurden allerdings die Autoren vom US-Militär auch nach Monaten nicht als Zeugen gehört.

Das Tagebuch der Reise lässt sich nachlesen unter: www.focus.de/afghanistan-tagebuch

 

   
 
             
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PHOTOGRAPHIE
Karsten Schöne, Köln
www.karstenschoene.de