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PHOTOGRAPHIE Yavuz Arslan

 

Der lange Zug nach Westen.

Mit der Bagdadbahn durch die Türkei.

 

 


Der Zug, dessen Ankunftszeit niemand kennt, fährt an. Zitternd, wie unter großen Mühen, setzt er sich in Bewegung. Es ist Nacht, tiefste Finsternis, in der das Land draußen in Angststarre fällt und die Furcht zu Hause ist in den Dörfern. Nusaybin, Türkei, Bahnhof an der syrischen Grenze. Ein Stoß vorwärts, zwei Stöße rückwärts. Passagiere taumeln. Das Räderwerk kreischt. Letzte Nachzügler lösen sich aus der Dunkelheit, springen hinein. Funkensprühend schleifen die Räder über die Schienen, halb rollend, halb blockierend. Die ersten Meter einer 1967 Kilometer langen Reise. Brüchige Holzschwellen ächzen unter dem Gewicht, heben und senken sich an ausgeleierten Bolzen. Die Insassen, Kurden und bewaffnete Soldaten des Begleitkommandos, nehmen Gebetsketten zur Hand. Jede Perle ein Gotterbarm. „Ich habe auf der Fahrt immer Angst“, sagt ein Händler in die Morgendämmerung hinein. „Nie weißt du, was passiert.“

Im äußersten Osten der Türkei nimmt der Zug Kurs auf Europa. Er durchquert in drei Tagen einen Staat, der nach 40 Jahren im Wartestand gute Chancen hat, Mitglied der Europäischen Union zu werden. Die EU-Kommission stimmte Verhandlungen bereits, der Ministerrat entscheidet am 17. Dezember. 44 Waggons im Schlepptau, 450 Meter lang, fährt die Bahn mitten durch eine Nation, die Europa fremd ist und vertraut zugleich. Die wie kaum eine andere anzieht und abstößt. Die in sich zerrissen ist, ohne es sich einzugestehen. Land zweier Kontinente und vieler Kulturen. Eine der zur Zeit erfolgreichsten Volkswirtschaften der Welt. 13,5 Prozent Wachstum. In weiten Teilen kriegszerstört und bitterarm. Im Zickzack, mit manchmal nur 25 Stundenkilometern, stets in Gefahr, technischen Ausfällen zu erliegen, kämpft sich der Zug nach Istanbul voran, der größten Stadt Europas. Endstation der Sehnsüchte, die oft im Bosporus versinken. Aussteigen! heißt es hier für viele, und Ertrinken.

Der Schaffner, ein melancholischer Mann, erklärt es gerne. Der Stacheldraht, der hinter Nusaybin entlang der Gleise liegt, reiße sich ins Fleisch, bei jeder Bewegung ein bisschen mehr. Links und rechts der Bahnlinie haben sie ihn ausgerollt, rasiermesserscharf, in mehreren Linien, dazwischen Minen ausgelegt. In Dreiergruppen sind sie angeordnet, deutsche Panzerminen und kanadische Personenminen sollen es sein. „Sieht nicht schön aus“, räumt der Schaffner ein. Die Aussicht für die nächsten 300 Kilometer, die der Zug genau auf der Grenze zu Syrien fährt. Alle 100 Meter zeigen aus Bunkern Maschinengewehrmündungen auf die Passagiere. Nur einen schmalen Streifen lässt das türkische Militär dem Zug. Beim Entgleisen droht der Absturz ins Minenfeld. Die Türkei hat sich seit den 60er Jahren eingeigelt gegenüber ihren Nachbarn Syrien, Irak und Iran. Schmuggler will sie abwehren, kurdische Peschmergas, in letzter Zeit auch arabische Terroristen. Eine Sprengstoffladung fanden neulich Schüler auf der Eisenbahnbrücke in Nusaybin. Sie haben sie in den Fluss geworfen, gerade noch rechtzeitig.

Drei Kriege umklammern die Gegend. Front ist heute, was in einigen Jahren schon EU-Außengrenze sein könnte. Nachts beschießen sich kurdische Separatisten und Armee. Gendarmerien fliegen in die Luft, Militärtransporter fahren auf ferngezündete Minen. 30 000 Menschen sind nach Schätzungen in diesem Konflikt ums Leben gekommen. Drei Millionen wurden vertrieben. Die PKK hat nach mehrjähriger Unterbrechung ihren Terror am 1. Juni wieder aufgenommen. Die Armee reagiert mit Hubschrauber- und Panzerangriffen. Nusaybin kann die Flüchtlinge kaum mehr fassen. Von 40 000 Einwohnern ist die Kleinstadt auf 100 000 angeschwollen. 70 Tote gab es vor wenigen Monaten auch jenseits des Stacheldrahts, in der syrischen Nachbarstadt. Auch dort kam es zu Kämpfen zwischen Kurden und Arabern. Spannungen allerorten. Spitzel überall.

Der Zug rumpelt dicht am Haus von Zeynel Mah, 28, vorbei. Gestern ist der Mann, hager, hohlwangig, nach zwei Wochen aus dem Irak zurückgekehrt. Der Kühler seines Trucks ist eingebeult. „Auffahrunfall“, sagt er. „Im Konvoi schlug weiter vorne eine Granate ein, da habe ich nicht aufgepasst.“ Er spritzt den Wagen ab, seine ganze Existenz. Der sechsjährige Sohn poliert die Radkappen. 90 Prozent der Kleinstädter leben von den Transporten Richtung Bagdad. Es ist üblich, dass sich drei, vier Familien zusammentun, um einen Lkw zu kaufen. Mah bringt Coca Cola ins Kriegsgebiet, 600 Dollar verdient er dabei. Immer wieder verlieren Fahrer dabei ihr Leben, werden andere als Geiseln genommen. Es gibt aber keine andere Einkommensquelle in Nusaybin, seit die Baumwollpreise um die Hälfte fielen. Sein Cousin, erzählte Mah, hätte neulich auf dem Rückweg eine Panne gehabt, ausgestiegen sei er, um zu reparieren. Als er wieder einstieg und den Zündschlüssel drehte, explodierte der Wagen. Morgen ist Mah erneut auf der Piste. Mit glänzendem Volvo.

Es wird nur noch zwei, drei Jahre gut gehen, sagt der Lokführer. In seiner Diesellok steht er breitbeinig wie der Kapitän eines Hochseeschiffes. Welle auf Welle bricht der Zug auf den hitzeverzogenen Gleisen. Die dringend sanierungsbedürftigen Schienen stammen teilweise noch aus dem 19. Jahrhundert, als das deutsche Ingenieure sie hier verlegten. Das Prestigeprojekt Kaiser Wilhelms II, von der Deutschen Bank finanziert, vom Holzmann-Konzern ausgeführt, wollte den Suezkanal der Briten umgehen. Berlin-Bagdad in 13 Tagen. Eines der Auslöser für den Ersten Weltkrieg. Des Kaisers Plan ging damals nicht auf, aber noch heute gibt es in jeder Stadt an der Strecke eine „Deutsche Brücke“ und Bahnhöfe, so badisch putzig, wie an der Rheinlinie zwischen Basel und Ettlingen. Sie sind baugleich.

Die jungen Wehrpflichtigen, die vorher noch herrisch die Abteile kontrollierten, glucksen nun, lachen lauthals. Sie klatschen sich gegenseitig in die Hände, legen die Sturmgewehre ab und quietschen fast vor Vergnügen. Sie zücken ihre Handys und plaudern fröhlich mit fernen Freundinnen. Das Begleitkommando hat auf dem letzten Bahnhof seinen Kommandanten verloren. Der wollte nur kurz Verpflegung nachkaufen, stand solange in der Warteschlange, bis der Zug ohne ihn abfuhr. Jetzt jagt er auf eigene Kosten mit dem Taxi hinterher. Der Lokführer weigerte sich zu warten. „Das ist die neue Türkei!“, strahlt der Schaffner. „Früher wären wir für den Kerl auf offener Strecke stehen geblieben, egal wie lange.“

Die Händler, dürre Greise hinter Turbanen und Bärten, schauen misstrauisch auf die fröhlichen Uniformierten. Sie wissen, in diesem Teil der Türkei kann die Stimmung schnell kippen. „Solche haben mir in Nusaybin meinen Sohn erschossen“, klagt einer, der Handfeger aus Plastik verkauft. „Mir meinen Neffen“, fügt ein zahnloser Greis neben ihm hinzu. „Wozu?“ fragt er. „Es hat ihm nichts genutzt. Es hat uns nichts genutzt.“ Eine einzige Sure malt er während der stundenlangen Fahrt auf einen Zettel, in einer Langsamkeit, die unerträglich ist. Papierkorn für Papierkorn: „Allah ist groß.“

Zur Reise nach Europa gehört eine Kulisse aus ausgeglühtem Gebälk. Geisterdörfer starren von den Berghängen, unter denen die Lok sich durch die Baumwollfelder quält. 3 000 zerstörte Siedlungen gibt es in der Türkei. Schätzungsweise drei Millionen Vertriebene. „Hier wohnte einmal meine ganze Familie, das waren 15 Personen“, klagt der kurdische Schafzüchter Mehmet Adal vor Fundamenten, die ihm nur knapp bis zur Hüfte reichen. Er hat sich entschlossen, in das Dorf Cayköy zurückzukehren, weil das Baumwollpflücker-Leben im Zelt mit Frau und Sohn, weit weg bei Izmir, noch erbärmlicher war. Die Schafe sperrt er nachts ins Klassenzimmer der Schule. Kot bedeckt zentimeterdick den Boden. Käfer wuseln darauf. Hundert Familien lebten hier bis 1993, als die Armee das Dorf räumte. Stunden zuvor hatten Spezialeinheiten das Dorf oberhalb niedergebrannt, das Dorf unter ihnen sollte folgen. Das ist das Dilemma der Landbewohner: Das Militär zerstört ihre Häuser, wenn sie kurdische Widerstandskämpfer verpflegen. Die PKK bedroht sie mit Strafaktionen, wenn sie es nicht tun.

Das Militär, hat Adal gehört, halte sich derzeit zurück. Nur wenige Verhaftungen. Keine Elektroschocks in der U-Haft mehr, nur noch Scheinexekutionen. Die Regierung spendiert Rückkehrern pro Haus sogar zehn Sack Zement. Neun hat Adal schon verbaut, für eine Wand. Er hofft auf die EU. Nicht weil er glaubt, von ihr mehr Zement zu bekommen. „Europa wird uns hier endlich frei atmen lassen.“ Und weiter fährt der Zug gleichmütig durch das Land.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


In Gaziantep, sechstgrößte Stadt der Türkei, aufstrebende Provinzhauptstadt, wird er umgruppiert. Die leeren Güterwagen, die aus dem Irak kamen, werden abgekoppelt. Eine ungeheure Bautätigkeit ist in der Stadt. Ungläubig stehen Geschäftsleute in der Shoppingmeile und schauen Ausschachtungsarbeiten für die neue U-Bahn zu. In sechs Reihen gaffen die Anzugträger. Die Lokalzeitung feiert die Ankündigung von 100 italienischen Unternehmern, mit ihren Fabriken am Stadtrand ein neues Industriegebiet füllen zu wollen. Es gibt einen neuen Bürgermeister, der alle Neubauten blau-weiß streichen lässt. In Gaziantep wechselt das Zugteam. Der neue Schaffner des „Toros Ekspresi“, wie der Zug nun heißt, ist noch voll des Lobes über das Freudenhaus der Stadt. Am Vorabend hat er es besucht. „Russinnen. Syrerinnen. Türkinnen. Großartig. Der beste Puff der Türkei.“

Noch einmal wird den beiden Lokführern alles abverlangt. Die Adrenalinausschüttung im Führerhaus erreicht auf ihren Höhepunkt. Ein Kurde und ein Türke halten dort Position. In der zweiten Nacht der Reise erklettert der Zug das 2500 Meter hohe Taurus-Gebirge. Er schwankt über Schwindel erregende Brückenkonstruktionen. „Es ist jedes Mal ein Kampf“, sagt der türkische Part, der seinen Namen lieber nicht nennen will. „Mit 50 Stundenkilometern sollen wir den Berg hinauf. Wir schaffen nur 30. Mit 40 Stundenkilometern sollen wir herunter. Wir schaffen nur 60.“ Die Bremse, altes deutsches Fabrikat, hält den Zug nicht mehr. Einmal, erinnert sich der Kurde, während das Teewasser auf der Armatur gemütlich gluckert, war sie ihm ganz ausgefallen. Schneller und schneller sei er geworden, mit 103 Sachen den Taurus hinab geschossen. Er nippt am Teeglas und wirft lachend den Kopf in den Nacken. Ungebremst röhrte er in kurvenreiche Tunnelgrotten, ratterte er über zierliche Brücken, die Abgründe überspannen, schneller, immer schneller, fast wäre er damals von den Gleisen gesprungen. Gute Nacht, sagt er dann zum Abschied noch. Es wird auch dieses Mal gelingen.

In Konya stehen die Reisenden am Bahnhofskiosk an. Der ist auf der ganzen Strecke zwischen Europa und Asien für seinen Schafskäse berühmt. In der Stadt, die als extrem konservativ gilt, residieren islamische Holdings in Wolkenkratzern. Der Zug passiert die Stadt des „Grünen Kapital“. Der Wirtschaftscrash vor drei Jahren hat es mächtig zusammenschnurren lassen. Weiter rollt der Zug. Anatolien zieht träge vorbei. Izmit, die große Raffinerie am Mamarameer, mit wartenden Tankern davor, Kolosse bis zum Horizont.

Da ist sie: weiß, rot, grün, funkelnd, lärmend, erniedrigend und erhöhend. Die Unvergleichliche. 16-Millionen-Metropole. Istanbul umschlingt den Zug mit leuchtenden Meeresarmen. Mit acht Stunden Verspätung rollt er nachts um zwei Uhr in Haydarpasa ein, Prunkbahnhof, 1908 von deutschen Architekten auf einer künstlichen Halbinsel im Bosporus erbaut. Verzweifelt versuchen Europa und Asien, hier Verbindung aufzunehmen. Sie recken sich mit Landzungen entgegen, kommen sich auf 660 Meter nahe. Brücken sind zwischen ihnen geschlagen, regelmäßig von Staus blockiert. Fähren pendeln aufgeregt hin und her, regelmäßig überlastet. In Istanbul ist die Spannung der Kontinente fast körperlich. Die Härchen auf der Haut straffen sich. Fahrgäste aus allen Teilen der Türkei steigen aus den Waggons, in einem Schloss aus Stuck, mit brüllenden Lautsprecherdurchsagen, und überantworten sich dieser Stadt.

Die Muezzins rufen zur inneren Einkehr auf, beschwörend liegt ihr Chor über dem Wildwuchs der Satellitenempfänger. „Wir danken Gott, dass wir ins muslimische Familien hinein geboren wurden!“ Istanbul während des Fastenmonats Ramazan. Die Moscheen sind überfüllt. „Wenn Gott dich nicht liebt, dann erlangst du auch nicht den Glauben!“ Die Frommen erwarten erschöpft den Sonnenuntergang, den Iftar, das Fastenmahl. Dann dürfen sie essen und trinken. Moderne und Tradition sind Nachbarn am Bosporus. Es gibt Partymeilen mit Clubs und Bars, so ausgedehnt wie in Paris und London. Die Szene ist schnelllebig, die angesagtesten Clubs wechseln jeden Monat. Es gibt Straßenstriche. Die einzige offene Szene von Transsexuellen in der islamischen Welt. Vornehmste Einkaufsmeilen, die die Frankfurter Zeil billig aussehen lassen. Die Jugendlichen teilen sich ein in Punks, Ökos und Hiphopper. Bauchfrei ist in. Der Carsaf auch. Er ist nachtschwarz und lässt den Frauen einen Schlitz nur für die Augen.

Es herrscht Aufregung vor der Zentralmoschee in Sultanbeyli, Hochburg der Fundamentalisten, ein Stadtteil, der mit 180000 Einwohnern in Wahrheit eine eigene Großstadt ist. Zum Ende des Freitagsgebets gehen die Emotionen hoch. Ein Bärtiger hebt die Faust gegen einen Mitarbeiter der Stadtverwaltung. Wieder sei er nicht ins Rathaus gelassen worden. Der Beamte weicht zurück. „Ihr lasst mich wegen meines Bartes nicht rein! Das ist eine Schande!“ Ein zweiter Bärtiger fällt ein. Seine Tochter sei im Krankenhaus abgewiesen worden, weil sie Schleier trägt. In der Türkei gilt das Kopftuchverbot in öffentlichen Einrichtungen. Die Männer klagen weiter. Dass es in Sultanbeyli zu wenig Schulen gebe. Klassengrößen von 80 Kindern. Keine Fabriken. Fast alle, die auf dem Hof der Moschee stehen, sind arbeitslos. Wie angeblich 75 Prozent der Männer im Viertel. Das Gebetshaus ist der Ort, an dem sie moralisch wieder aufgerichtet werden. In einem dieser fiebrigen Zuwanderer-Slums Istanbuls wuchs Recep Tayyip Erdogan auf, Premier der Türkei, strenggläubig, der das Land reformiert, wie es seit Atatürk nicht mehr geschah. Aber auch andere kommen von hier. Die, die aus der Welt eine Moschee bomben wollen.

Zwischen den Welten, auf einem Leuchtturm im Bosporus, ordert Sema Kalyoncu Coq au Vin. Das ist Hahn im Rotwein. „Fasten ist für mich wie Meditieren.“ Die Muslimin hat in der Stadt ihr Glück gemacht. Und alle Glückssterne drehen sich hier um sie, dem Nobelrestaurant mitten im Bosporus, wo riesige Containerfrachter sie umschwärmen. Der Lieblingsplatz der Betriebswirtschaftlerin. Die 40-Jährige ist in der Importbranche, Chefbuchhalterin der türkischen Vertretung eines deutschen Maschinenbauunternehmens. Der Tagesablauf der Alleinerziehenden ist identisch mit dem vieler anderer in London, Paris und Berlin. Sohn wecken, für die Schule fertig machen, atemlos ins Büro eilen, und Feierabend, wenn der Sohn schon fast wieder im Bett liegt. Sie wohnt in einer Gegend, die mit ihren sterilen Plattenbauten in Istanbul als vornehm gilt. Kauft in einem Supermarkt ein, der 119 Kassen besitzt. Konsum so weit die Augen reichen. „Wir Frauen sind auf dem Siegeszug“, sagt sie. Immer mehr von ihnen kämen in verantwortliche Positionen. „Ich bin immer nur am Hetzen,“ klagt sie im Restaurant in der Mitte des Bosporus. „Ich gehe nicht durch die Stadt, ich renne.“

Eine Stunde nach Ankunft des Zuges sitzt der 17-jährige Mehmet Öksuz immer noch im Bahnhof. Der Onkel, der ihn abholen sollte, ist nicht da. Seine Eltern im Dorf haben ihn hierher zum Arbeiten in einer Jeansbleicherei geschickt. Er zieht seine neue Anzugjacke zurecht. Schick hat er sich gemacht für die Verwandtschaft aus Europa. Wie die ganze Türkei. Sie wartet auch. Mehmet kauert sich auf eine Holzbank. Zieht die Beine an. „Sie werden schon kommen.“

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 
         
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Yavus Arslan, Essen
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