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20 Besessene entschließen sich vor 16 Jahren, in die Tiefe zu graben, mit primitivsten Mitteln, Spaten und Spitzhacke, jeden
Freitagabend bis zur Erschöpfung. Es ist eine fixe Idee, von der sie träumen, ein scheinbar aussichtsloses Projekt. Sie suchen nach der Schwarzen Donau, dem unterirdischen Lauf
des Flusses, der im Süden Baden-Württembergs in seinem Bett versickert, eines der spektakulärsten Karstphänomene Deutschlands. Im Laufe der Jahre schufen die Zwanzig
ein hundert Meter tiefes, verwinkeltes Schachtsystem, mit Aufzügen, Winden, Telefoneinrichtungen, Zwischenstützpunkten. 2004 gelang ihnen der Durchbruch zum versunkenen Fluss,
den sie seither ertauchen. Diese Reportage ist eine über Besessenheit, echtes Entdeckertum und Vereinsmeierei. Und nebenbei: das womöglich größte Abenteuer deutscher Höhlenforschung.
It was 16 years ago that 20 southern Germans formalized their resolve to dig a hole. Every Friday night, armed with picks and shovels, association members headed
straight down until they collapsed from exhaustion. Their collective aim: They would find the hidden source of the Danube. Shortly after arising at the intersection of two creeks, the
river seeps through porous limestone, leaving an empty riverbed. The club reached a depth of over 300 feet. They equipped their tunnel complex with landings, windlasses, dumbwaiters, and
an intercom. When in 2004 they broke through to an underground lake, their charter was altered from digging to diving: The interplay between by-laws and obsession, the true spirit of
discovery and one of Germany’s great spelunking adventures.
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Die Schatten suchen das Licht. Stundenlang haben sie in ihrem Rattenloch ausgeharrt, jetzt lassen sie das Werkzeug fallen, drängen
hinaus, mit Gemurmel und Gefluche, in Richtung Sonne, so schnell es auf Knien geht. Eingezwängt in fünfzig Zentimetern, den Bauch auf Stein, den Rücken an Stahl, quetschen
sie sich aneinander vorbei, überholen sich, die Flinkeren die Langsameren, die Jüngeren die Älteren. Schwarze Gestalten in zerfetzten Lumpen. Schwarze Gesichter mit weit
aufgerissenen Augen. Sekunden zuvor hat jemand ein einziges Wort gebrüllt: „Raus!“ Eine Reportage über Bergarbeiter in der Ukraine.
The shadows follow the light. For hours, they lay in a rat-hole. Now they drop their tools and race for the sunlight – as fast as they can on all fours, mumbling
and cursing. The shaft is 20 inches high, stone below and steel above. The shadows push past each other – the agile past the slow, the young past the old. Black figures emerge in
tattered rags, black faces wide-eyed. A few seconds earlier, someone had yelled one word: “Out!” A feature on Miners in Ukraine.
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„Die Zone“ heißt die Heimat von Elena Rudschenko im amtlichen Sprachgebrauch. Die 71-Jährige wohnt mittendrin, in einem
Geisterdorf, aufgegeben, von seinen früheren Bewohnern längst verlassen. „Die Zone“ ist das Pompeji des Atomzeitalters, 44 Dörfer, zwei Städte, das 5 000
Quadratkilometer große Sperrgebiet um Tschernobyl. Am 26. April 1986 führte eine Notfall-Übung im Block vier des Kernkraftwerks zur größten nuklearen Katastrophe
der Menschheit. Die Region, sagen Wissenschaftler, wird erst in 100 000 Jahren für den Menschen wieder bewohnbar sein. 3000 Menschen – wie Elena – kehrten jedoch wieder
zurück, illegal, von den Behörden geduldet. Es sind Menschen, die an Tumoren dahinsiechen, Verzweifelte, die ohne Heimatscholle nicht leben können und ignorieren, dass diese
Scholle, früher lebensspendend, den Tod bringt.
“The Zone” is how officials term the area where Elena Rudshenko grew up. Now 71, she refuses to leave. An atomic Pompeii – 44 abandoned villages and
two empty cities in a 2,000-square-mile no-man’s-land. On April 26, 1986, a safety drill in Block Four precipitated the greatest nuclear disaster in history. Scientists say the
region will be habitable again in 100,000 years, but 3,000 desperate villagers were not willing to wait. The government tolerates their presence. Even as ghastly tumors drain their lives
away, they remain certain they draw their strength from the land. It has nothing left to give them – but death.
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